Ich muss schon sehr weit zurückblicken. 2011 stand ich das erste Mal bei einer Slotvergabe – in Wiesbaden – mit einem knappen scheitern. Von da an versuchte ich es immer wieder einen Startplatz für die WM zu ergattern, aufgrund von Verletzungen und auch nicht so tollen Rennen schien mir die Teilnahme auf lange Sicht verwehrt. Letztes Jahr in Budapest hatte ich einen Traum Tag und mit ein wenig Glück sicherte ich mir den lange ersehnten Platz. Am 30.08.2015 fiel für mich der Startschuss zur ersten 70.3 Weltmeisterschaft auf Europäischen Boden.
Aus 70.3 IRONMAN Zell am See wird IRONMAN 70.3 World Championship 2015
Am Samstag fand noch das reguläre Rennen über die 70.3 Distanz statt, eine gute Einstimmung für Sonntag. Für das gesamte Wochenende und die Tage davor packte der Wettergott alles aus, was er hatte. Postkartenlandschaft ist gelinde gesagt noch untertrieben. Von Freitag bis einschließlich Montag war ein dermaßen gutes Wetter, nicht zu glauben, dass es die letzten 3 Jahre bei diesem Event geregnet haben soll. Am Samstag Abend hieß es Rad Check In und noch etwas Kohlehydrate aufnehmen. Mit einem guten Gefühl ging ich ins Bett, fast 1 Jahr konnte ich mich auf das Rennen freuen und die Strecke mit dem steilen Anstieg und der schnellen Abfahrt hatte ich im Training zuvor einmal angeschaut. Es war also alles angerichtet, für den großen Showdown.
„Crystal Clear Water“ bei der 70.3 WM
Das Wasser war der Wahnsinn, ich fühlte mich schon beim Einschwimmen pudelwohl. Länger als sonst schwamm ich mich ein, ich genoss es richtig in mitten dieser herrlichen Berglandschaft zu planschen während ein Start nach dem anderen erfolgte. Um 11.04 ging es für mich los. Ich hatte mir einen Platz in der ersten Reihe ergattert, zwar etwas zu mittig für meinen Geschmack, aber ich dachte mir das wird bei dem geprügel gleich egal sein. Und so ging es pünktlich los, ich schwamm wie ein bekloppter los, um möglichst dem ganzen Gerangel zu entgehen, dies gelang mir erstaunlich gut. Zwischendurch wurde es zwar durchaus eng, aber es war zu händeln. Leider verpasste ich in diesem kleinen Gerangel die etwas schnellere Gruppe vor mir. So schwamm ich auch auf dem Rückweg hinter einem sehr guten Tempomacher und hatte eine gute Orientierung um mich rum. Auch als mein Tempomacher beschloss sich von der Gruppe zu lösen, konnte ich mithalten und kam mit 26:54min aus dem Wasser. In der Wechselzone sah ich noch kurz Tobi und wusste, dass ich nicht schlecht geschwommen sein muss, da ich deutlicher vor ihm war, als erwartet.
Durch und über die Berge bei der WM
Der Beginn der Radstrecke war flach und teilweise auch Bergab, da ließ es sich aufgrund der Leistungsdichte und der geringen Zeitabstände der Startgruppen nicht vermeiden, dass es stellenweiße zu riesen Gruppen gekommen ist. An solchen Tagen muss man einfach intelligent fahren, heißt möglichst oft signalisieren, das man nicht Windschattenfahren will, es aber aufgrund der Rennsituation gerade unmöglich ist haargenau die 10m einzuhalten. Die Kampfrichter zogen gerade auf dem 2. Teilstück nach dem Anstieg gnadenlos raus. Meine Renneinteilung sah eigentlich recht einfach aus, die ersten 20km bis zum Anstieg aus allem raushalten und einrollen, den 13km Anstieg einfach möglichst locker fahren und nicht überziehen. Beides gelang mir recht gut, wenn ich auch meine „Radbeine“ in etwas besserer Form erhofft hatte. Im Anstieg überholte mich dann Tobi, ehrlich gesagt hatte ich das nicht erwartet, immerhin schlich ich nicht gerade hoch, das Tempo wollte ich aber nicht mitgehen und so war es ein kurzer „Smaltalk“ übers Wetter ;). In der Abfahrt spielte ich mal nicht „Kamikaze“ und reizte nicht alles aus, dennoch fuhr ich recht flott runter und überholte im Flachstück Tobi, Zeit für Gespräche hatte ich nicht, denn jetzt musste ich drauf aufs Gaspedal. Bis zur Wechselzone hatte ich ein realtiv gutes Gefühl auf dem Rad, keine Probleme, konnte auch gut Tempo, gerade in den kleinen Wellen, machen nur auf den Flachstücken vermisste ich etwas „Druck“. Mit einer Zeit von 2:25 und einem 37er Schnitt ging es zum 2. Mal in die Wechselzone.
Das Laufen am Zeller See und in der Stadt – ein einziger Hotspot.
Eins muss man der Veranstaltung lassen, es gab eigentlich nirgends keine Leute. Überall war Aktion und in gerade in der Stadt war es einfach nur unbeschreiblich. Ich lief mit relativ schweren Beinen los und hatte gleich meinen Schnitt. Ich fühlte mich nicht wohl, aber es lief und so beschloss ich einfach so weiter zu laufen. Leider verließ mich das Tempo schon bei KM 4 und ich ging die erste Verpflegungszone. Der Plan auf 1:29 zu laufen, war da schon zu den Akten gelegt. Viele Athleten hatten deutlich mehr Probleme, gaben auf oder gingen nur noch. Ich beschloss das beste daraus zu machen, merkte wie ich 4:30min/km relativ gut und ohne Probleme laufen konnte, ein schnellerer Schnitt führte umgehend zu massiven Problemen überhaupt gerade aus zu laufen. Die Zahlreichen Anstiege zwischen den Hotspots Zell und Thumersbach sowie die Anstiege in Zell und Hinauf nach Thumersbach gaben mir irgendwann den Rest. Zum Glück ist so ein Halbmarathon nur 21km lang und so bog ich überglücklich in den Zielkanal ein.
Ein Traumhaftes Finish bei der 70.3 IRONMAN WM
Diese letzten Meter waren einfach wunderschön, ich versuchte es mir jede Sekunde einzuprägen. Ich war selten so erschöpft und zugleich so glücklich. Dieser Zieleinlauf war bisher das schönste was ich erleben konnte und löst damit Frankfurt 2014 und St.Pölten 2010 ab.
Im Ziel wartete ich noch auf Tobi, ich hatte bereits auf der Strecke erfahren, das er ebenso gelitten hat und ich fühlte mit ihm, da ich weiß wie es ist gerade in der Paradedisziplin nicht glänzen zu können. Tobi du bist ein großer Athlet, während für mich es immer klar ist, das ich beim laufen kämpfen muss und ich mental schon darauf eingestellt bin auch eine Katastrophe zu erleben, bist du, obwohl es nicht lief, im Rennen geblieben und hast mich auch noch angefeuert. Gerne hätte ich mich mit dir auf unser beider höchsten Niveau gekämpft, wir holen das in Mallorca nach.
Schlussendlich muss ich noch einen riesen Dank loswerden. An alle die vor Ort mich an allen möglichen Punkten angefeuert haben. Ich hab euch gehört, ich war nur nicht immer in der Lage eine Reaktion zu geben. Danke an die, die auch vor dem PC oder TV mitgefiebert und mich „getickert“ haben. Ihr seit der Wahnsinn! Die vielen Nachrichten vor und nach dem Rennen haben mich wirklich berührt. Danke, danke, danke! Der letzte große Dank geht an Maria, für die Begleitung und die ruhigen Worte, sowie Rico und Stefan für die immer gute Laune und das mitfiebern auf der Strecke, ihr zwei seit einfach crazy J